[TYPO3-german] Geht es hier wirklich um Spam

JoH info at cybercraft.de
Sun Jan 15 00:29:50 CET 2006


>>> Ich verstehe echt nicht warum du das als gemeckere da stellst.
>>> Das UWG ist zum schutze aller gemacht worden.
>>> Damit eben nicht jeder alles machen kann was er will.
>>
>> In diesem Falle ist das leider völlig falsch und entbehrt jeglicher
>> Logik. Der unlautere Wettbewerb entsteht nämlich in diesem Falle
>> erst dadurch, daß es das Gesetz in dieser Form gibt.
>>
>> Fakt ist:
>> Wäre es jedem Absender freigestellt, eine Werbemail an X-beliebige
>> Empfänger zu schicken, gäbe es keinen Wettbewerbsvorteil oder
>> -nachteil für irgendeine der jeweiligen Parteien und auch niemanden,
>> der vor irgendetwas geschützt werden müsste.
>
> Stell dir vor dein Mitbewerber lässt dir dann über viele
> Provisionsbrigarden mehrere Millionen Mails zukommen.
> Meinst du nicht das du dich davor schützen würdest?

Du hast offensichtlich überhaupt nicht verstanden, worum es in diesem Fall
beim Wettberwerbsvorteil geht.
Der Mitbewerber schickt nicht MIR die Mail, sondern einem potentiellen
KUNDEN!
Ich halte mich dagegen ans Gesetz und schicke diese Mail nicht an eben
diesen KUNDEN!
Dadurch entsteht dem Mitberwerber ein Vorteil und DESWEGEN kann ich ihn
abmahnen lassen oder im Wiederholungsfall verklagen.
Er schädigt mich nicht dadurch, daß er bei mir Kosten verursacht, sondern
dadurch, daß mir Gewinne entgehen, die er durch unlauteres Verhalten
erwirtschaftet hat.
Welcher Spammer verschickt denn bitteschön Millionen Mails an einen
Mitberwerber? - So dämlich KANN doch gar keiner sein, der auch nur
ansatzweise kaufmännisch denkt.

>> Da es aber diesen Passus im UWG gibt, entsteht erst dadurch ein
>> unlauterer Wettbewerb, daß sich einige sklavisch an diesen
>> Gesetzestext halten und andere ihn mehr oder weniger frei auslegen.
>> Wer sich ans Gesetz hält, ist dann im Nachteil gegenüber demjenigen,
>> der das nicht tut und kann diesen selbstverständlich rechtmäßig
>> verklagen.
>
> Nein, er ist dann im Vorteil, derjenige der sich an das Gesetz hält,
> muss gar nichts mehr beweisen. Das muss alles der Versender.

Wieder falsch! - ICH bin der benachteiligte, weil ich mich ans Gesetz
GEHALTEN habe. Erst dieser Nachteil, der mir entsteht, weil der andere das
nicht getan hat, rechtfertigt ja erst ein vorgehen wegen unlauteren
Wettbewerbs.
Nur DESWEGEN kann ich ihn überhaupt verklagen.

>> Genau dieser Umstand zeigt aber die Lächerlichkeit des Gesetzes,
>> wenn es eigentlich nur dazu dient Menschen vor Gegebenheiten zu
>> "schützen", die erst durch dieses Gesetz entstehen.
>>
>> Außerdem ist es bei genauerer Betrachtung nichts anderes als eine
>> versteckte Subventionierung der deutschen Post, die weiterhin mit
>> Hauswurfsendungen und ähnlichem Müll Millionen von Briefkästen
>> überfüllen darf, und dies erst unterlassen muß, wenn der Empfänger
>> darauf deutlich sichtbar und ausdrücklich hinweist.
>
> Nein, Post mit einer Adresse muss immer zugestellt werden.
> Nur Sendungen ohne diese Adresse kann mit dem Aufkleber beseitig
> werden.

Exakt, ich sprach aber von den vielen Milliarden Sendungen jährlich, die
eben nicht adressiert sind.
Die werden so lange zugestellt, bis ich als Besitzer des Briefkastens
deutlich sichtbar darum bitte, das zu unterlassen.
Das wäre wie bereits erläutert auch im E-Mail Verkehr kein Problem

>> Meiner Meinung nach ein Umstand, der durchaus einmal
>> im Rahmen des UWG geprüft werden sollte, denn hier wird mit
>> staatlicher Unterstützung nicht nur eben dieser Post ein unlauterer
>> Wettbewerbsvorteil in Milliardenhöhe verschafft, sondern auch all
>> denen, die sich die überteuerten Gebühren für solche Massensendungen
>> leisten können. Kleine und mittlere Unternehmen bleiben dabei auf
>> der Strecke, während Großkonzerne und Discounterketten gefördert
>> werden. Wettbewerb? - Findet nicht mehr in vollem Umfang statt! -
>> Wer wird also letztlich geschützt? Und wovor doch gleich?
>
> Das sehe ich nicht so.
> Per Snailmail hat der Werbende die gesammten Kosten zu tragen.
> Wenn er das per EMail macht, wälzt er die Kosten auf dem Empfänger ab.

Welcher Werbetreibende zahlt doch gleich meine Müllgebühren?
Deine Argumentation hinkt einfach von vorne bis hinten ...

> Denn der Empfänger muss sortieren, nicht der Versender.
> Die Kosten sind fast die gleichen, nur das diese umverteilt wurden.

... die bei meinem Denkmodell aber gar nicht erst entstehen, weil beim
Empfänger nichts mehr eintrifft.
Es wird nichts umverteilt und die Unternehmen können die vielen Milliarden
virtuellen Schadens-Euronen endlich wieder in neue Arbeitsplätze stecken.

> Meinst du jede kleine Firma kann sich das Kiloweise sortieren von
> Mails leisten?
> Oft kostet das in der Firma an anderer Stelle einen Arbeitsplatz.
> Ohne EMail geht es ja leider auch nicht mehr.

Sie bräuchte gar nichts sortieren, wenn das Ding gleich beim Provider im
Nirvana verschwinden könnte, weil es entsprechend gekennzeichnet ist.
[adv] im Betreff + "keine Werbung" an = Mail löschen.
Das ist technisch gesehen nicht aufwendiger als die Mail zuzustellen.

>> Im Übrigen sind Gesetze eigentlich mehr oder weniger als Richtlinien
>> gedacht, die eine gewisse Toleranz zulassen und nicht immer sklavisch
>> befolgt werden müssen.
>> Aber es ist vermutlich eine typisch deutsche Eigenart, eben diese
>> Toleranz nicht zu besitzen und vor allem Gesetze und deren Sinn
>> niemals zu hinterfragen.
>
> Finde ich nicht, wir haben viele Gesetze die nur in Deutschland eine
> Toleranz zulassen.
> Das bekannteste ist die Geschwindigkeitsmessung.
> Fahre mal in Holland mit der gleichen Geschwindigkeit zu schnell :-)
> Meinst du da gibt es diese Abzüge?

Nö - aber dafür darf ich in Holland kiffen bis der Arzt kommt ...

>> Die Begründung für völlig sinnentleertes und praxisfremdes Verhalten
>> lautet: "Ich kann ja nix dafür, daß das dämlich ist! So steht es
>> eben im Gesetz! Und solange das da steht, verhalte ich mich eben
>> dämlich, weil ich muß!"
>>
>> Falsch! - Denn auch hier zieht mal wieder das Ärzte Zitat: Es ist
>> nicht Deine Schuld, daß die Welt ist wie sie ist, es wär nur Deine
>> Schuld wenn Sie so bleibt.
>
> Mag sein, aber erzähle das den Firmen und Personen die wegen einer
> Abmahnung Pleite sind.

Genau deswegen MUSS dieser Passus ja aus dem UWG entfernt und ins Strafrecht
verlagert werden.
DAMIT nicht irgendein Mitberwerber mit Hilfe eines findigen Anwalts hingehen
kann, und Deinen Geschäftsbetrieb plättet.
Im Rahmen des Strafrechts wird immer ein Staatsanwalt tätig und der
ermittelt sowohl für als auch gegen den Angeklagten. Im Wettbewerbsrecht
sieht das anders aus. Wenn Dein Anwalt da eine Lusche ist, hängst Du
automatisch am Fliegenfänger.

> Geschichten zu Gynni gibt es genug.
> Und vor allem erzähle das den Leuten die auch noch auf so einer
> Werbung reagieren und bestellen.
> Denn die machen doch diese Werbung lukrativ.

Offensichtlich gibt es also Menschen, die diese Form der Werbung wünschen
und nutzen.
Mit meinem Denkmodell könnten diese die Werbung weiterhin beziehen.
Das wäre volkswirtschaftlich durchaus interessant, weil auch die
Unternehmen, die Werbemails versenden, Steuern zahlen und Arbeitsplätze
sichern.

> Wenn  keiner Bestellen würde, würde es diese Art von WErbung nicht
> geben. Die Responsezahlen sind leider >10%.

Würden diese Zahlen stimmen, würde das nur zeigen, daß diese Form der
Werbung offenichtlich dazu dienen kann, das Wirtschaftswachstum zu erhöhen.
Wieso sollte man sie also verbieten anstatt sie ordentlich zu reglementieren
und die Entscheidung dem Empfänger zu überlassen?
Die Realität liegt aber deutlich darunter. Im Prinzip sind die Zahlen
durchaus vergleichbar mit denen der "echten Post".

>> Schaut Euch mal das Saarland an. Da hat man uns vorgemacht, wie's
>> geht und angefangen die Gesetze gründlich auszumisten. Für ein neues
>> fliegen zwei alte.
>> Ich denke, mit dem UWG könnte man auf Bundesebene anfangen, weil es
>> wie oben gezeigt im Prinzip am Ziel vorbeischießt und selbst zur
>> Ursache für das Ungleichgewicht wird.
>
> Viele Gesetze sind notwendig, sonst würde das nocht schlimmer werden
> als es jetzt schon ist.

Falsch - es ist so schlimm, weil wir so viele Gesetze haben, daß wir einen
Staatsmoloch finanzieren müssen, der dafür sorgt, daß ich ihm jede Woche das
Einkommen eines ganzen Arbeitstages opfern muß.
Dafür bekomme ich immer weniger Gegenleistung aber dafür immer mehr Stöcke,
die mir zwischen die Beine geworfen werden, wo es nur geht.
Das ist ein Schaden, den ich leider nirgendwo einklagen kann, weil er als
selbstverständlich hingenommen wird.

Wir werden unser Land in wenigen Jahrzehnten zu Tode reglementiert haben.
Die EU schafft das für sich vermutlich noch früher.
Wenn Du allerdings so scharf darauf bist, daß andere Dir Dein Leben
vorschreiben, wünsche ich Dir viel Spaß dabei.

Joey

-- 
Wenn man keine Ahnung hat: Einfach mal Fresse halten!
(If you have no clues: simply shut your knob sometimes!)
Dieter Nuhr, German comedian
http://www.cybercraft.de





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