[TYPO3-german] word to typo3

Michael Scharkow michael at underused.org
Fri Feb 3 16:32:29 CET 2006


Elmar Hinz wrote:

> Die reine Leere der Hochschulen ist sehr wichtig für die Innovationen. Die
> Wirtschaft wird aber nicht nur von Theorien bestimmt, sondern vor allem vom
> zahlenden, zufriednen Kunden. Das System, das es am besten schafft den Benutzer
> bei seinen Gewohheiten abzuholen und ihn mit wenig Zusatzaufwand zu befähigen
> dennoch valide Webseiten zu erzeugen macht das Rennen.

Wenn aber die Gewohnheit des Chefs es bisher war, eine Mail (oder einen 
Anruf) an den Webmaster zu tätigen, wenn die Webseite geändert werden 
sollte, geht man prinzipbedingt mit TYPO3 schon einen (für den Chef) 
weniger komfortablen Weg. Ebenso ergeht es uns (wie ich schon erwähnte) 
mit denjenigen, die über Jahre erfolgreich Webseiten mehr oder weniger 
mit PDF-Files "pflegten".

> Wer es aus ideologischen Gründen ablehnt, überhaupt über die Bedingungen der
> Praxis nachzudenken, der hat das Geschäft schon verloren. Dann machen andere
> Systeme das Rennen, die nicht TYPO3 heißen.

Ich lehne es keineswegs ab, über die ominöse Praxis nachzudenken, aber 
man sollte sich auch in der Wirtschaft nicht sklavisch an unsinnige 
Konzepte halten müssen, wenn es Mittel gibt, mit vertretbarem (*nicht* 
ohne jeglichen) Aufwand bessere Ergebnisse zu erzielen.
Fakt ist doch, dass sich offensichtlich die Einsicht noch nicht überall 
durchgesetzt hat, dass Webseiten sich eben von Standardbriefen doch 
erheblich unterscheiden. Andererseits würde doch ernstlich kaum jemand 
seine Buchhaltung mit Word-Tabellen machen, nur weil man Word schon kann...

> Du stehst den realen Arbeitsabläufen der Praxis in Wirtschaft und Verwaltung
> anscheinend noch etwas fern. Bevor Du "ernsthafte" Ratschläge gibst, schau Dir
> doch vielleicht erst einmal ernsthaft die Praxis an.

Ich habe meine ersten TYPO3-Schulungen mit Sekretärinnen im öffentlichen 
Dienst des Landes Berlin gemacht, die per Beschluss des Direktors dazu 
gezwungen werden mussten. Man kann sich schwerlich eine lernresistentere 
Gruppe von Praxiskräften vorstellen. Diese waren nach 1,5 h Schulung 
durchaus in der Lage, Seiten in TYPO3 zu pflegen und zu erstellen.

> Präsentier uns mal 50 normale Sekrätere und Sekretärinnen, die Du dahin gebracht
> hast mit dem RTE so zufrieden zu sein, wie mit Ihrer Textverarbeitung.

Präsentiere mir im Gegenzug 5 Sekretärinnen, die mit der neu 
eingeführten Word-Version so zufrieden sind wie mit ihrer alten, die sie 
5 Jahre lang benutzt haben. Natürlich haben MS Office und Co. 
jahrzehntelangen Sozialisationsvorsprung im Büro, aber was besagt das in 
unserem Fall?

> Präsentier uns 15 Führungskräfte, die real mit dem RTE arbeiten, wenn sie einen
> neuen Text für die Firmenhompage verfassen. 

Präsentiere mir 15 Führungskräfte, die überhaupt selbst Texte für die 
Firmenhomepage verfassen.

Ich verneine überhaupt nicht, dass *auch* auf dem Gebiet von Web-Content 
eine ganze Menge alter Ballast herumgeschleppt wird, den man möglichst 
schmerzfrei in TYPO3 überführen will. Und aus Office-Dokumenten eine 
valide HTML-Seite zu machen, ist einfach ein echter Krampf, für den ich 
(auch jenseits von TYPO3) bisher keine Lösung gesehen habe, obwohl es an 
mangelndem Bedarf wohl nicht liegen kann.

Aber einen dauerhaften Workflow Word->TYPO3 halte ich für unpraktikabel, 
weil der User eben *kein* gewohntes WYSIWYG bekommt, solange man 
konsistentes Web-Layout will, weil Word *keinen* zeitgesteuerten 
Publish-Mechanismus hat (von fortgeschritteneren Workflows mal zu 
schweigen), weil viele Word-Features nicht auf Websites übertragbar 
sind. Das alles sind keine technischen, sondern konzeptionelle 
Usability-Hürden, die gegen eine Verknüpfung von Offline-Office mit 
TYPO3 sprechen.

> Bei mir kommt es da tatsächlich auf die Feinjustierung an. Ironie funktioniert
> nich digital a la ON/OFF. :-)

Naja, ich hatte mit Deinen Postings schon erheblich mehr Datenmaterial 
zur Verfügung als ein Ironie-Bit ;)

Cheers,
Michael



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