[TYPO3-german] [TYPO3-v4] Announcing TYPO3 4.5 beta1

LUCOMP mediale kommunikation & internetDesign Bernhard Ludwig lucomp at lucomp.de
Sat Nov 20 10:31:09 CET 2010


Ich schreibe ausnahmsweise mal oben drüber.

Hallo Thomas,

vielen Dank für Deine Anmerkungen die ich teilweise gut nachvollziehen kann.
Allerdings wird TYPO3 in den meisten Fällen sicherlich nicht in einer
"großen" Umgebung mit vielen Redakteuren eingesetzt, sondern eher im
Kleinunternehmen bis in kleine mittelständische Unternehmen hinein. TYPO3
rühmt sich nicht umsonst damit, dass es für alle Anwendungsgrößen bestens
geeignet ist. Nun ergibt sich daraus, dass TYPO3 meist vom Firmeninhaber
und/oder 1-5 Angestellten, die als sogenannte "administrative Redakteure"
hantieren, verwendet wird.

Daraus ergeben sich ganz andere Problemstellungen, als wenn die Chefetage
den Einsatz eines CMS vorgibt und die 50 oder 100 Redakteure, wie aus Deinem
Beispiel, keinerlei Mitspracherecht haben. Diese Redakteure werden dann
entsprechend geschult, für viele Anwendungsfälle kann ein angepasstes
Szenario erstellt werden, bezahlt wird das alles nach Aufwand. Soweit, so
gut.

Beim viel öfter vorkommenden kleineren Gewerbetreibenden ist die Sachlage
anders. Hier wurde im Vorfeld verglichen, meist sind Erfahrungen vorhanden,
wie andere CMS funktionieren und oftmals wird festgestellt, dass sich andere
CMS im Laufe der letzten Jahre erstaunlich weiterentwickelt haben. Um hier
nur ein paar "Kleinigkeiten" zu nennen, die immer wieder auf Diskussionen
stoßen:

- Useranmeldung (fehlt in TYPO3)
- Newsletter (fehlt in TYPO3)
- Texteditor (ist entweder zu unflexibel oder zu flexibel, hier fehlt eine
vernünftige Stabdardeinstellung)
- Backup (fehlt in TYPO3)
- Bedienung im Backend (ist altbacken, zu wenig Seitenorientiert)
- funktionelle Templates u.a. mit CSS-Boxen (fehlt in TYPO3)

Diese Dinge (die Liste lässt sich erweitern) haben sich bei anderen CMS
erheblich weiterentwickelt und stehen meist ab Installation funktionierend
und ohne Probleme zu machen, zur Verfügung. TYPO3 hingegen entwickelt sich
zu wenig weiter. Ein Blick über den Tellerrand des eigenen Produktes hinaus,
wäre hier sicherlich ratsam, bevor es irgendwann als alter Hut untergeht.  

Die Zeiten in denen TYPO3 eine Ausnahmestellung genoss, weil es frei
skalierbar, ohne Ende anpassbar und flexibel in der Handhabung war, sind
vorbei. Die Anderen haben aufgeholt, teilweise sogar überholt. Und die Sache
mit dem einzeiligen Textfeld ist hier nur ein Beispiel für die an manchen
Stellen erhebliche Rückständigkeit von TYPO3.

Die Ansprüche des Anwenders haben sich inzwischen etwas verschoben. Der
Anwender will sein Word, obwohl es mit Funktionen nur so überfrachtet ist,
aber seine Standardbriefe kann er damit hervorragend schreiben. Und wenn er
mal etwas besonderes machen möchte, dann geht das eben auch. Äquivalent
sollte es bei TYPO3 sein. Die Standardsachen müssen perfekt und intuitiv
funktionieren, ohne Workaround und ohne einen Programmierer bemühen zu
müssen.

Ich weiß, es ist unmöglich die eierlegende Wollmilchsau zu kreieren, aber
zur Zeit wird TYPO3 einfach von anderen Systemen merklich überholt, wie ich
auch immer mehr in meinen Kundengesprächen zu hören bekomme.

Dennoch arbeite ich nach wie vor gerne mit TYPO3 und ich habe gerade zum
Jahresende wieder etliche Neuaufträge einfahren können. Aber die Anfragen
nach Alternativen werden deutlich hörbarer und die murrenden Klänge in den
Stimmen der Kunden sind nicht überhörbar, wenn es mal wieder um eines der
oben in der Liste genannten Themen geht.

Viele Grüße,
Bernhard Ludwig
 

> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: typo3-german-bounces at lists.typo3.org [mailto:typo3-german-
> bounces at lists.typo3.org] Im Auftrag von Thomas Kowtsch
> Gesendet: Samstag, 20. November 2010 00:18
> An: typo3-german at lists.typo3.org
> Betreff: Re: [TYPO3-german] [TYPO3-v4] Announcing TYPO3 4.5 beta1
> 
> Hallo Bernhard,
> 
> On 18.11.2010 16:58 Bernhard Ludwig wrote:
> > Unkerei ist das keineswegs. Solche Diskussionen entstehen aus einer
> gewissen
> > Unzufriedenheit heraus und dienen der Weiter-/Fortentwicklung eines
> > eventuell vorherrschenden Stillstands.
> 
> Das ist ja ok. Allerdings ist mir - selbst seit nunmehr 7 Jahren aktiver
> Betreuer von diversen Typo3-Instanzen (ohne damit Geld zu verdienen!) -
> in den letzten Jahren immer mehr aufgefallen, dass es eine große Schere
> gibt: Zwischen denen, die laut nach Lösung XY rufen und denen, die leise
> (aber deutlich) sagen, wie es auch anders geht.
> 
> Genau dort liegt ein gewaltiger Unterschied: Kann ich mit Software XY
> Problem Z lösen? Wenn ja, mit welchem Aufwand (Zeit pro Einsatz,
> Einmalaufwand, Schulungsbedarf)? Wenn nein, was muss ich investieren
> damit es geht?
> Wenn Du als One-Man-Show vom Admin bis zum Redakteur alles in
> Personalunion bist dann muss die Site schon erhebliche Ansprüche haben,
> damit Typo3 die wirklich beste Wahl ist.
> 
> Wo Du Admin bist und 4 Redakteure 95% Standard-Tasks haben und dich
> jeweils 1x in zwei Wochen fragen, wie sie Aufgabe xy am besten umsetzen
> wird es schon interessanter - und wenn Du 50 Redakteure hast ist der
> individuelle Aufwand zu vernachlässigen, solange du sie über
> Veränderungen zielgruppenadäquat informierst.
> 
> Letztlich hängt der langfristige Gesamtaufwand davon ab, wie gut vorher
> die Anforderungsanalyse gelaufen ist und wie dann die Umsetzung erfolgt.
> Und das ist das, woran sich ein Unternehmen jedweder Art orientieren
> soll/muss.
> Wie gesagt - diese Betrachtung hängt aber vom Gesamtumfang des Projektes
> ab.
> 
> > Und wie Du selbst beschreibst ist das Allheilmittel bei TYPO3 eben
> oftmals
> > der "Workaround", der allerdings seinem Sinn nach folgendes beschreibt:
> > "Der Workaround - Damit versteht man die Umgehung eines bekannten
> Problems
> > innerhalb eines technischen Systems durch eine Hilfskonstruktion."
> 
> Wobei ein echtes Problem die Tatsache ist, dass nur selten ein Problem
> beschrieben richtig wird. In den meisten Fällen wir nur beschrieben,
> dass man gern mit Feature XY die Lösung Z erreichen möchte und dass das
> nicht geht. Nicht beschrieben ist aber meist, was man - unabhängig von
> der technischen Lösung! - braucht. Dann finden sich nämlich oft andere
> Lösungswege...
> 
> > Solche Hilfskonstruktionen haben im Allgemeinen den Nachteil, dass sie
> nur
> > rudimentär das eigentliche Problem entlasten und meist nur zur Lösung
> einer
> > einzigen bestimmten Definition dienen.
> 
> Korrekt. Allerdings bleibt die Frage, ob "das eigentliche Problem"
> wirklich korrekt beschrieben wurde oder ob die empfohlene
> "Hilfskonstruktion" zwar einmaligen Aufwand generiert oder tatsächlich
> nur Konstrukt bis zum echten Bugfix ist.
> 
> Mein persönliches Erleben ist an der Stelle, dass viel von dieserlei
> Diskussionen sehr stark kulturell und kundenspezifisch verursacht sind:
> In einem Unternehmen mit x-tausen Mitarbeitern und x-hundert Redaktueren
> kommt es auf 2 oder 10 Stunden Anpassungen nicht an, wenn man dafür 3
> Jahre Ruhe hat. Bei einer 15-Mann-Bude zählt das private Engagement der
> Redakteure. Und dazwischen gibt es entweder sehr klare Ziele oder viele
> kleine Firmen, die notgedrungen zig verschiedene Systeme anbieten müssen
> - aber in diversen Details ebenso notgedrungen passen müssen.
> Wie stark dann wo "gemeckert" wird ist dann regional verschieden: Die
> einen meckern, die andern ertragen es "leise weinend", ... Aber für 2
> Stunden Manager-Gemecker kann man u.U. auch ein paar Stunden Entwickler
> beauftragen :-).
> 
> > Beruhigend finde ich den Einsatz von Workarounds eigentlich nie und kann
> > Deiner Ansicht, das sei "einfach und sauber" nur wenig beipflichten.
> 
> "Das kommt drauf an". Natürlich gibt es regelmäßig in jeder Software
> Probleme, die man einfach nur versucht "irgendwie" zu umgehen.
> Entscheidend ist zu unterscheiden, um was es im großen und ganzen geht:
> Konsistente Lösungen über alle Anwendungsfälle? Lösungen für viele
> kleine Dinge? Echte Bugs?
> Zusammen mit der Beurteilung der Frage, ob das Problem wirklich klar und
> lösungsoffen formuliert wurde, ergeben sich u.U. plötzlich ganz andere
> Sichtweisen.
> Da kann dann schon mal rauskommen, dass andere Systeme besser geeignet
> sind als Typo3. OK, schade, aber "worth the effort" - für den
> Dienstleister, die Community und den guten Ruf der Systeme.
> 
> Typo3 ist keine Religion - es ist für viele ein gutes Mittel, um
> Anforderungen umzusetzen, und zwar so, dass es in Summe rentabler ist
> als mit Alternativen (was je nach Bedarf, Trainingsstand der Nutzer und
> vorhandener Infrastruktur mit MS Sharepoint übrigens preiswerter werden
> kann als mit Typo3!).
> 
> Thomas
> _______________________________________________
> TYPO3-german mailing list
> TYPO3-german at lists.typo3.org
> http://lists.typo3.org/cgi-bin/mailman/listinfo/typo3-german



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