[TYPO3-german] SPAMSHIELD
Thomas Skierlo
pubtsk1 at pix-pro.eu
Mon Apr 15 10:29:45 CEST 2013
Hallo Gerhard,
als ich vor ca. 1 Jahr das Portfolio der TYPO3 Extensions zur
Forum/Formularspamvermeidung durchforstet habe, war nichts dabei, was
gegen die heutige Spam Realität glaubhaft funktionierte. Speziell
Captchas erscheinen mir heute vollkommen wirkungslos.
Die Idee mit hidden Fields war mal ganz nett, ist aber heute ebenfalls
wirkungslos. Heute schaut der Spambot zuerst, ob ein Feld als hidden
markiert ist – und meidet das Ausfüllen, wenn dem so ist.
Jede Software, die für uns verfügbar ist, ist auch für das Rattenpack
der Forum Spammer verfügbar. Sie passen einfach ihre OCR Engine an die
gängigen Captche Lösungen an – und aus die Maus. Also steigt man auf
etwas anderes um, z.B. Rechenaufgaben, und wundert sich, dass trotzdem
alles durchkommt. Captchas werden heute gerne von sog. Captcha-Slaves
gelöst. Realen, armen Schweinen, die für 1000 gelöste Captchas $2,-
erhalten. Es sitzen also nicht nur Bots vor der Tastatur. Captcha-Slaves
werden gern genutzt, wenn es um Registrierung auf einer Website geht.
I.d.R. stößt der registrierte User auf keine weiteren Beschränkungen –
und ein Bot kann zukünftig alles vollspammen.
Was gut funktioniert, zumindest, wenn man nicht das erste Opfer ist,
sind externe Blacklists. Auf die kann man zumeist nur zugreifen, wenn
man einen entsprechenden (API) Key hat oder man seinerseits einen
Honeypot anlegt, um die Datenbasis zu vergrößern (Dieses wiederrum ist
so scheisse erklärt, dass es 9 von 10 nicht hin bekommen). Brauchbare
Blacklists sind zudem oft kostenpflichtig.
Schaut man sich die IPs an, von der dieser Spam kommt, so erkennt man
schnell einige Epizentren. Ukraine, Russland, China, Vietnam, aber
durchaus auch, Schweden, Frankreich, Deutschland, USA, Belgien (alle
Länder gemäß Spamlog der letzten 24 Stunden auf meinem Server).
Die alles verursachenden Ratten müssen sich nicht mal bemühen, ihr
Treiben zu verschleiern (z.B. durch gekaperte Systeme) – nein, sie
nutzen einfach ihren normalen IP Pool. Dies Art von Spam, der zwar
gigantische Kosten und Schäden verursacht, ist nicht einmal illegal. Die
EU Politiker sind viel mehr daran interessiert, eigene Trojaner auf Eure
Platte zu kriegen, als Spam gesetzlich zu verhindern.
Was hilft wirklich? Eine Mischung aus:
1) Eigene Wortliste (buy, cheap, generique, generic, mg, viagra, levita,
loan, loans, payday,...)
2) Mindestzeit zwischen Laden des Formulars und Absenden (z.B. 5s, ein
Bot füllt in der Zeit 1000 Formulare aus) – dies wirkt gegen ALLE Bots
zuverlässig.
3) IP Sperre aller Länder, die nicht zur Zielgruppe/Sprache der Website
passen (dies ist sehr restriktiv, aber auch sehr wirkungsvoll – und sehr
unfreundlich)
4) Erkennung von mehr als einem Link (solange man einen zulassen mag)
5) Blacklist nutzen
6) Sichtbares Feld, welches per landessprachlicher Erklärung leer
bleiben MUSS (aber welcher User liest schon Erklärungen?).
7) Formular über Textlink in Popup Fenster laden
8) Referrer prüfen
9) Politikern in den Südpol treten
10) Fail2ban mit langer Banzeit nutzen (z.B. 30 Tage)
11) Ausschließlich moderierte Postings
TYPO3 hat sich in den letzten 4 Jahren dramatisch und rapide verändert,
und ist heute das tollste Fahrgestell im CMS Fuhrpark. Leider hat es
dabei die meisten Räder verloren, und auch andere wesentliche
Karosserieteile, die früher von Extension Zulieferern gebastelt wurden.
Die haben aber heute längst den Anschluss (und die Lust)
verloren.Vielleicht wird es ja irgendwann mal jemanden auffallen, dass
es zwar ganz toll ist, immer den modernsten Core zu haben, aber das es
kontraproduktiv ist, innerhalb der Lebensdauer gängiger LTS OS Versionen
auf eine neue PHP Version zu setzen, ohne die TYPO3 6 nicht läuft. So
muss ich mich derzeit mit einer (sinnlosen) Aktualisierung meiner Server
herumschlagen, anstatt eine brauchbare Antispam Lösung zu entwickeln
(genauer: Einen Antispam Service)
Grüße,
Thomas
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